Als alter Knacker und begeisterter E-Bike-Fahrer (seit zwei Jahren), muss ich das doch einmal los werden!
Also ehrlich, die spöttischen und geringschätzigen Kommentare über (ältere) E-Bike-Fahrer habe ich noch nie verstanden. Für mich ist das ein Zeichen von überheblicher Intoleranz. Soll doch jeder mit dem Fahrrad/der Fahrradart glücklich werden, die er für sich ausgewählt hat und gut findet.
Nie würde mir einfallen, mich über z.B. Mountain-Biker zu mokieren. Warum auch?
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Beispielhaft zitiere ich dafür aus einem Facebookpost vom 16.09.2018
Jetzt mal eine ernstgemeinte Frage und ohne jeden Quatsch: Welche echten Vorteile und Nutzen haben eigentlich E-Bikes, außer denen, dass sich die Benutzer nicht mehr anstrengen brauchen, es sich bergauf wie auf dem Sofa anfühlt, auch unsportliche Typen im Büro berichten können, dass sie am Wochenende 200 Kilometer mit dem Fahrrad gefahren sind und das man einem Hype folgt und die Hersteller reich macht?
Ich will‘s nur verstehen, denn Fahrradfahren ist für mich neben umweltschonender Fortbewegung gleichbedeutend mit Bewegung, dynamischer sportlicher Betätigung, Training der Beinmuskulatur, anstrengen, auspowern und schwitzen.
Als würden sich E-Bike-Fahrer einen verbotenen Vorteil erschleichen, ähnlich wie z.B. gedopte Sportler bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften. Geht’s noch?
Genauso könnte sich ein Radler, der mit seinem Fahrrad ohne Gangschaltung unterwegs ist, mit denselben bescheuerten Argumenten (zu schnell, zu wenig sportliche Anstrengung), über Radler mit Gangschaltung (die haben’s leichter) aufregen. Hallo?
Zum besseren Verständnis kurz der Unterschied zwischen Pedelec und E-Bike.
- Pedelec: Das Rad darf beim unterstützten Treten, nur eine Höchstgeschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde erreichen. Wer schneller fahren will, muss aus eigener Kraft Tempo machen. Laut der europäischen Richtlinie 2002/24/EG ist ein Pedelec dem Fahrrad juristisch gleichgestellt.
- E-Bike: E-Bikes gehören zur Gattung der Mofas, haben Helmpflicht und brauchen ein Versicherungskennzeichen, da sie sich auch ohne Tretunterstüzung des Fahrers in Bewegung setzen.
Umgangssprachlich wird immer von E-Bikes gesprochen, obwohl es eigentlich Pedelecs sind. Auch ich nutze den umgangssprachlichen Begriff „E-Bike“, obwohl damit die Kategorie „Pedelec“ gemeint ist.
Dabei wird häufig ein Bild gezeichnet, das so in der Realität überhaupt nicht existiert: Die wildgewordenen Rentner/innen, die auf ihren E-Bikes tatterig, zu schnell, verkehrsgefährdend und rücksichtslos unterwegs sind, weil sie die „hohe Geschwindigkeit“ nicht (mehr) beherrschen.
So ein Schmarrn. Bis zu der „Mammutgeschwindigkeit“ von 25 kmh/Std, wird man auf dem E-Bike unterstützt. Wer es noch schneller liebt, muss sich das ohne Unterstützung erradeln!
Zudem gibt es auf jedem Fortbewegungsmittel und in jeder Altersklasse, Fahrer/innen, die ihr Fahrzeug nicht beherrschen oder zu schnell und rücksichtslos unterwegs sind. Warum sich die elektrofreien Radler jetzt die E-Biker als besonders kritisierenswert erkoren haben, kann ich weder verstehen, noch akzeptieren. Es gibt dafür, nach meiner unmaßgeblichen Meinung, keinen einzigen Grund, außer eben die Intoleranz.
Heutzutage gibt es alle Fahrradarten mit Elektromotor. Wer das schlecht und kritisierenswert findet, sehnt sich vielleicht auch das geruhsame Leben in den Höhlen zurück!
Zur Versachlichung des Themas, empfehle ich doch einmal den Damen und Herren „E-Bike-Kritiker“, wärmstens die drei folgenden Artikel.
1. E-Bike fahren: Wie hoch ist der Trainingseffekt? (Link zum kompletten Artikel)
Daraus Zitat:
Sind diese Vorurteile berechtigt? E-Bike fahren strengt nicht anStimmt nicht! „Auf dem E-Bike zu fahren ist grundsätzlich gleich anstrengend wie auf dem normalen Rad“, sagt Moutainbike-Marathon-Profi Tim Böhme, „man ist nur schneller unterwegs.“ Man müsse dabei mehr Masse bewegen, was „einen um einiges höheren athletischen Anspruch“ mit sich bringe. „Das E-Bike verleitet zwar dazu, sich weniger anzustrengen,“ so Böhme weiter, „aber macht es macht doch mehr Spaß mit 18 Km/h bergauf zu fahren, als mit 10 Km/h – das spornt sogar an, noch eher an die Belastungsgrenze zu gehen.“
Daraus Zitat:
Wer E-Bike fährt strengt sich weniger an!Das Gegenteil ist der Fall. Aus der Erfahrung hat sich gezeigt, dass die Häufigkeit und die Länge der Strecken bei allen Pedelecfahrern stark steigen. Unter dem Strich strengen sich E-Bike Fahrer damit deutlich mehr an.
3. Pedal digital – jetzt wird auch das Fahrrad smart (Link zum kompletten Artikel)
Daraus Zitat:
„Derzeit liegt das Durchschnittsalter der E-Bike-Käufer zwischen 40 und 45, vor fünf Jahren lag das noch zwischen 60 und 65. Die Zielgruppe wird größer“, sagt der ZEG-Chef.
Nun hoffe ich doch, ein klein wenig zur Erhellung und zur Aufklärung beigetragen zu haben. Gleichzeitig plädiere ich für mehr Toleranz, auch gegenüber E-Bike-Fahrern.
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